Was war 1952

 

Die 1952er Tour

 

 

Die Chipperfields Familie erweiterte ihr Unternehmen mit rasanter Geschwindigkeit. Mit einem vier Masten-Rund-Zelt, 52 m im Durchmesser, starteten sie in die 1952er Saison, es war aus weißer Leinwand mit einem breiten roten Streifen auf den seitlichen Planen.

Die Firma Penrose aus Truro in Cornwall baute es für die 1951er Tour.

 

 Die Sitzplatz- Kapazität  wurde mit 4.500 angegeben. Die Haupt und Stabilisierungsmasten (King Pole und `Quarter Pole) wurden rot und hellblau lackiert.

 

 Der neue von Lang Wheels Manufacturing

(Ein Hersteller von Karussels, Autoscootern etc.) für die 1951er Tour gebaute Haupteingang  war natürlich auch wieder mit dabei.

Es war eine freistehende Kulisse, abgestützt durch eine Reihe von Balken auf der Rückseite.

 

Die Vorderfront bestand aus Kuppeln und Säulen sowie Handgemalten Zirkusszenen links und rechts des zentralen Eingangs.

Es war ein sehr schweres Ausrüstungsteil und erfordert zwei Fahrzeuge zum Transport, es wurde bis zum Ende des Jahres 1955 benutzt.

 

Des Weiteren gab es ab der 1952er Chipperfields Circus Tour eine Zentrale Heizungsanlage in Form eines beträchtlichen Luftrohres um das Zelt, das die warme Luft unter den Sitzreihen verteilte.

 

Ein weiteres Highlight war ein öffentliches Restaurant in einem eigenen Festzelt, geführt wurde es von Frau Raspini, einer ehemaligen Artistin. Eine speziell verglaste Box wurde für Spezielle Besucher und VIPs zur Verfügung gestellt.

 

Fortsetzung folgt.

Sandy Davidson aus Edinburgh in Schottland hat lebhafte Erinnerungen an Chipperfield´s Circus

im Jahre 1952.

 

Er schreibt im King Pole Magazin (Britische Circus Zeitung) folgendes.

 

Ich war damals ein 16-jähriger Schüler und hatte in meiner Heimat Schottland schon einige Circus-Unternehmen gesehen, darunter Bertram Mills, Circus Reco, Robert Brothers, Tom Barrett und Pinder.

Da ich großes Interesse am Circus hatte, überlegte ich Mitglied bei der CFA ( Circus Fan´s Association of Great Britain) zu werden.

 

Über Chipperfield´s Circus hatte ich in Zeitungsartikeln gelesen und gedacht es wäre ein kleiner Wander-Circus, es war daher eine große Überraschung als ich eines Morgens Ende April 1952 auf meinem Weg zur Schule am Murrayfield vorbeikam und einen Transporter mit Wohnwagen sah auf denen es in fetten Buchstaben folgendes zu lesen gab:

 

Chipperfield´s  Circus - Europes´ Largest  Circus.

 

Bisher hatte nur Bertram Mills Circus auf diesem berühmten Edinburgher Platz gastiert (Bertram Mills war der einzige Britische Circus der komplett mit der Bahn anreiste).

 

Es dauerte nicht lange bis die Chipperfield´s Werbe-Maschinerie in Aktion trat

.

Ein Foto in der Edinburgh Evening News zeigte das große Vier-Masten-Zelt, überall in der Stadt wurden die aufwendigen Plakate  auf Werbetafeln geklebt, in jedem Schaufenster in jeder Ecke waren sie zu sehen, solch eine gigantische Werbeflut hatte man bis zu diesem Tage in Edinburgh noch nicht erlebt.

 

Ich konnte es kaum erwarten die auf den Plakaten Angekündigten Sensationen wie die Menschliche Kanonen-Kugel oder Ranee den Tiger der auf einem Elefanten reitet, zu sehen.

 

Eine Woche vor dem großen Ereignis wurden die Vier Hauptmasten errichtet und ich drehte täglich meine Runden um den Platz.

 

Der Aufbau war am Sonntag den 8 Juni 1952, ich ließ das Frühstück links liegen und war um 7,30 Uhr auf dem Murrayfield.

 

Ich war plötzlich von einem Heer rot und blau lackierter Circus-Wagen und Zugmaschinen umgeben, viele meiner Mitschüler halfen bereitwillig bei den Aufbauarbeiten.

 

Ich war fasziniert von den Tier-Transport-Wagen auf denen in großen blauen Buchstaben Chipperfields Löwen, Chipperfield´s Tiger, Chipperfield´s Zebras etc. stand.

 

Das einzige was fehlte waren die 16 Elefanten, sie wurden am Nachmittag an der Waverley Station erwartet.

 

Um die Mittagszeit waren die Aufbauarbeiten beendet, das Vier-Mast-Zelt, die Stallzelte und Käfigwagen waren an Ihrem Platz.

 

Der riesige Haupteingang mit seiner von Hand gemalten Fassade war sehr beeindruckend und bereitete mir Vorfreude auf das was kommen sollte.

 

An diesem Nachmittag, die Kombination aus gutem Wetter und der riesigen Werbung im Vorfeld brachte Tausende von Menschen auf die Beine die nun die Princes-Street säumten um die 16 Elefanten, viele Pferde und natürlich die Kanone zu sehen.

 

Fast jeder folgte der Parade zum Murrayfield um sich die Tierschau anzusehen.

 

Das Geschäft während des Zwei Wochen langen Gastspieles von Chipperfield´s Circus lief fantastisch, wie schon 1947 und 1950 als Bertram Mills Circus in Edinburgh gastierte.

 

Ich kann mich nicht erinnern, wie oft ich die Show sah, aber ich war von der Qualität und Vielfalt der Tierdressuren beeindruckt.

 

John Chipperfield führte eine Herde Palominos vor.

( Palominos sind Pferde mit goldenem Fell und silberner bzw. weißer Mähne)  

Die Nummer war absolute Weltklasse.

 

Harder Jonsson arbeitete mit den Löwen, es war eine rasante und Kraftvolle Vorführung, und dann kamen sie, die 16 Elefanten,es war das größte Tier-Schauspiel das Edinburgh je gesehen hatte.

 

Unter den Artisten waren die Raluy´s mit Ihrer Pressluft betriebenen Kanone die absolute Sensation, ein Paar mal war ich in der Lage die beiden Artisten fliegen zu sehen ohne von der ohrenbetäubenden Explosion abgelenkt zu werden.

 

Die Nächte in denen ich nicht  den Circus besuchte, lag ich bei offenem Fenster im Bett, hörte der Musik aus dem Circus zu und schlief nach der Explosion ein.

 

Die 1952er Bildergalerie

Aus der Cambridge Daily News vom 11 März 1952

 

Ein moderner Britischer Circus

 

Eine große Show im großen Stil, in einem Circus-Zelt.

 

Das ist die passende Beschreibung für den Tourneestart von Chipperfield`s Circus gestern auf Midsummer Common.

 

Man könnte auch sagen, das ganze Programm ist ein Big Bang, vor allen der letzte Sensationelle Programmpunkt, von Les Raluys, in dem ein Mann und ein Mädchen aus einer auf einem LKW montierten Kanone über die gesamte Manege geschossen werden.

Wenn einem der Knall nicht den Atem raubt bekommt man auch mit wie sie unbeschadet im Auffangnetz landen.

 

Im Übrigen hat dieser erstklassige Circus außer den üblichen Standard-Nummern einiges mehr zu bieten was vor dieser Premiere noch nicht zu sehen war, dazu gehört vor allem der Ritt des Tigers Ranee auf dem Rücken des Elefanten Kamela, in der freien Wildbahn sind Tiger und Elefant Totfeinde bei Chipperfields sind sie Kollegen.

 

Ein riesiges Aufgebot an Tieren zeigt in der Manege einstudierte Dressuren und jede Menge Tricks.

Eine gemischte Gruppe von Polar und Grizzlybären präsentiert von Glem Merk führt ihre Kunststücke mit einer Leichtigkeit und Präzision vor die man bei diesen Tieren nicht vermuten würde.

 

Die Grizzlybären machen Handstände und rollen sich geschickt ab, das Ganze, hat den Hauch einer Komödie.

 

Als nächstes kommt eine Gruppe Afrikanischer Löwen in die Manege auch sie hören trotz furchterregendem  Gebrüll und Wilden Gesten auf Ihren Trainer, in diesem Fall wieder Glem Merk.

 

Pferde und Spiele sind untrennbar, auch hier zeigt die neue Chipperfield`s Produktion eine ganz besondere Note.

 

Als erste Pferdenummer kommt eine Gruppe von Tonnenschweren Percherons, präsentiert von Ivor Rosaire  in die Manege, die Nummer hat etwas unbändiges und lebhaftes, wenn man überlegt das diese schweren Pferde normalerweise schwere Wagen ziehen ist man von der Sprunghaftigkeit überrascht.

 

Ungewöhnlich sind auch die Schlanken und Schönen Palomino-Pferde, vorgeführt von John Chipperfield, Chipperfields Circus hat die einzige Zucht dieser Kanadischen Pferde in Europa.

 

Herausragend sind auch die von Doreen Duggan präsentierten Shetland-Ponys, gefolgt von der einzigen Zebraherde in Groß Britannien, sie reihen sich von alleine nach den Zahlen auf Ihrem Geschirr in die Runde ein.

 

Der Hohe Schule Reit-Akt von Sheila Duggen ist eine Gnade, während ein Cowboy-Round-Up jede Menge Spaß und Aktion in die Manege bringt.

 

Nebenbei bemerkt es gibt nicht überall Pferde die Foxtrott, Polka und Samba tanzen.

 

Aber auch Elefanten tanzen in diesem Circus, in der Manege werden gleich Zehn dieser Riesen von Ivor Rasaire vorgeführt, sie machen geschickt Valleta, ein anderer macht einen Handstand auf den Vorderpfoten und die Elefanten-Dame Mabel trägt Sheila Duggan mit dem Kopf in Ihrem Maul  durch die Manege.

 

Eine Hundenummer gibt es natürlich auch, sie können aufrecht gehen, im Rudel Hindernisse überspringen und viele Dinge mehr.

 

Zu erwähnen sind auch die Seelöwen die mit Ihren Flossen über einem horizontalem Balken hängen, einer Jongliert, der andere bringt auf Motorangetriebenen Hörnern ein Trompetensolo das nicht gerade klangvoll klingt.

 

Spannung in der Luft.

 

Natürlich gibt es in diesem Circus auch Trapezkünstler, Hochseilläufer und andere Akrobaten.

 

Ein junges Paar schaukelt Nonchalance in der Circus-Kuppel um am Ende ihrer Show elektrisierend, schaurig schön abzugehen.

 

The Great Arturos führen Gymnastik an der Spitze eines Fünfzehn Meter hohen schwankenden Mastes vor, Die Dresslers machen unglaubliche Dinge auf dem Hochseil.

 

Natürlich müssen hier noch die Clowns Hubert & Herbert erwähnt werden die zwischen den Nummern das Publikum  zu wahren Begeisterungsstürmen hinreisen.

 

Auch die beiden Musik-Clowns von Les French bekommen die ganze Zuneigung des Publikums zu spüren.

 

Und natürlich ist da noch Jackie Sloan, der sich auf seinen hohen Stelzen durch die Manege bewegt als wäre es das normalste auf der Welt.

 

Alle Elemente dieser Weltklasse-Show werden von Ringmaster Harder Jonsson so präsentiert das sie in dem Moment enden, in dem man noch mehr sehen möchte.

 

Chipperfields Circus gastiert noch eine Woche in Cambridge.